How to: Oper

Die meisten von euch werden es mitbekommen haben: Seit kurzem bin ich nicht nur gelegentlicher Gast bei der Bayerischen Staatsoper, sondern kooperiere mit ihnen zu den Münchner Opernfestspielen und moderiere „Bayerische Staatsoper live“. Neben Theaterproben, Premieren und Festspielabenden bekommt man hier einen ganz exklusiven Einblick vor sowie hinter die Bühne. Eine riesen Ehre und eine Kooperation, die mich besonders stolz macht.

Auf die Frage, wer von meinen Freunden denn mit mir zu der ein oder anderen Vorstellung während den Festspielen (noch bis zum 31. Juli) gehen möchte, gab es meist erst mal lange Gesichter. „Viel zu lang“, „langweilig“, „da versteht man doch eh nichts“, „da sind doch nur alte Leute“ oder „ich habe nichts zum anziehen“,waren nur einige der Antworten/Ausreden, die ich zu hören bekam. Absoluter Quatsch! Höchste Zeit also, nicht nur bei meinen Freunden mit den Vorurteilen aufzuräumen, sondern auch bei allen anderen, die sich nicht so sicher sind, was da eigentlich so passiert!

„Viel zu lang“ – die kürzeste Oper ist übrigens um die sieben Minuten. Klar, die Norm sind eher drei Stunden, allerdings ist hier so gut wie immer eine Pause vorgesehen und so mancher Kinofilm dauert ähnlich lang. Wie lang die einzelne Oper geht kann man übrigens ganz schnell und einfach auf der Seite des Opernhauses herausfinden!

„langweilig“ – lässt man sich erstmal auf ein Opernstück ein, ist dieses meistens alles andere als langweilig. Klar, den ein oder anderen langwierigen Moment kann es durchaus geben, aber das ist bei den meisten Filmen, Konzerten oder Theaterstücken genauso. Apropos: Eine Oper erzählt immer eine Geschichte und ist eben nicht nur reiner Gesang, sondern auch Schauspiel, das, wenn man die Handlung mitbekommt überaus spannend, ergreifend und auch witzig sein kann. Hier kommen wir auch zum nächsten Punkt:

„da versteht man doch eh nichts“ –  oft sind Opern in fremder Sprache, das stimmt. Allerdings ist mittlerweile immer eine Übersetzung an die Wand gestrahlt, sodass man dem Geschehen auch ohne Fremdsprachenkenntnisse super folgen kann.

„da sind doch nur alte Leute“ – höchste Zeit das zu ändern! Und nur alte Leute stimmt so auch nicht- allerdings senkt man den Altersdurchschnitt meist schon sehr. Nichtsdestotrotz hatte ich einige meiner besten Unterhaltung während den Pausen mit anderen „älteren“ Gästen. Bei Familienvorstellungen, bzw. Vorstellungen für Junges Publikum hat man das „Problem“ übrigens nicht!

„ich hab nichts zum Anziehen“ – dass man zur Oper nur im Abendkleid bzw. Anzug gehen kann ist totaler Quatsch. Klar, zur Premiere eines Stückes ist es gewünscht sich herauszuputzen. Ist es nicht aber schön, mal wieder das Kleid, das im Schrank verstaubt aufzutragen? Für alle „normalen“ Vorstellungen kann man aber auch vollkommen „normal“ angezogen erscheinen. Niemandem wird der Eintritt verwehrt, nur weil er in Jeans und T-Shirt erscheint, trotzdem freue ich mich immer, wenn ich mich ein bisschen schicker machen darf. Mit einer schwarzen Hose und einer Bluse oder einem schicken Top macht man definitiv nichts verkehrt.

Diesem Thema habe ich mich übrigens auch bildlich hier in dem Post gewidmet- Was zieht man eigentlich zur Oper an, womit ist man „gut angezogen“?

Wenn ich überlege, was ich zum Opernabend anziehe, checke ich immer vorab die Art der Vorstellung, das Stück und entscheide instinktiv, wie ich mich an dem Tag fühle. Grundsätzlich ist es aber einer der mittlerweile wenigen Anlässe, an denen ich mich bewusst schick mache (wisst ihr noch, wie man sich früher mit 18 Jahren stundenlang im Bad zurechtgemacht hat, um ein Event/Party zu besuchen? Mittlerweile für mich unvorstellbar!). Nicht nur, weil es mir Spaß macht, sondern auch aus Respekt und Honorierung der Sänger/dem Orchester und so weiter. Wenn ich auf der Bühne stehen würde, würde ich mich auch freuen, wenn sich die Gäste „für mich“ herausputzen, genauso wie ich mich freue, wenn sich zu meinem Geburtstag schick gemacht wird.

Das ganze ist aber wie gesagt absolut keine Pflicht und man fällt in keinem Outfit negativ auf.

Ich trage:

Shirt: Uterqüe, ähnliche hier
Jeans: JBrand
Heels: Louboutin, ähnliche hier
Slipper: Gucci, ähnliche hier
Tasche: Salvatore Ferragamo

Absolut nichts falsch machen kann man als Frau übrigens mit einem schwarzen Kleid / Rock-Top Kombi / schwarze Hose – schwarzes Top. Egal zu welcher Vorstellung ist man damit perfekt gekleidet und ist eines meiner Lieblingkombinationen. Mit diesem hier war ich beispielsweise zuerst bei einer Bareröffnung, anschließend in „La Cenerentola“ und bin danach noch mit den Mädels feiern gegangen. Flache Ballerinas hatte ich in meiner Handtasche, um sie zu gegebener Zeit mit den High Heels auszutauschen. Das passiert manchmal übrigens schon nach einer halben Stunde, oftmals sind es tatsächlich auch den ganzen Abend lang flache Schuhe.

Rock: Maje, ähnlicher hier
Top: H&M
Heels: Buffalo

Bei der Premiere eines Stückes geht es etwas festlicher zu: Hier putzt sich so gut wie jeder heraus und man fällt selbst im glitzernden Abendkleid nicht auf. Die beste Möglichkeit also, sich durch seine Abendgaderobe (soweit vorhanden) zu wühlen und anzuziehen was sonst nur im Kleiderschrank verstaubt. Hier gibt es tatsächlich kein „too much“- was auch unbedingt ein Grund ist, früh genug an der Oper zu sein. Ich liebe es „Leute zu gucken“, mich an funkelnden, gewagt geschnittenen Abendkleider zu erfreuen und auch der ein oder andere Herr der Schöpfung hat schon einen (unauffällig) ungläubigen Blick von mir ernten können.

Wie gesagt: Es ist aber alles kein Zwang, wer ein einfaches schwarzes Kleid Zuhause hat, ist auch hier bestens ausgestattet!

Good to know: 

Unbedingt vor dem ersten Gongschlag (ein Zeichen, dass es gleich losgeht) die Waschräume aufsuchen, während der Aufführung könnte das relativ aufwendig werden- vor allem, wenn man in der Mitte sitzt.

In die Handtasche ein paar Bonbons (ohne Papier) einpacken– ihr werdet mir danken, wenn es soweit ist. Unbedingt zuvor etwas essen!

Geklatscht wird grundsätzlich nur nach einem Akt. Wenn man sich davor nicht mit dem Stück beschäftigt hat (was absolut akzeptabel ist), fährt man gut, wenn man sich einfach nach dem restlichen Publikum richtet.

Karten gibt es super easy online zu bestellen- auf Wunsch auch gleich mit Programmheft und Einführung. Falls ihr ein Stück unbedingt sehen möchtet oder zu einer bestimmten Premiere gehen möchtet, aber zu spät beim Kauf wart, gibt es immer noch die Möglichkeit der Abendkasse- oft werden auch am Tag der Oper noch vor den Türen Karten verkauft, aber psst.

Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Opern, seien es romantische Komödien, Liebestragödien (meistens) oder schon fast Thriller – wenn ihr das erste Mal (seit längerer Zeit) in eine Oper gehen möchtet, checkt davor die Richtung und vielleicht sogar schon die Kritiken. Hier kann man schon gut ableiten, ob es was für einen ist oder nicht!

Wenn ihr euren Platz aufsucht und in der Sitzreihe an Gästen vorbeigehen müsst, dreht ihnen immer eure Vorderseite zu. Alles andere gilt als unhöflich 😉

Ich hoffe sehr, ich konnte euer Interesse ein wenig wecken und ihr checkt vielleicht schon den Spielplan eures nächstgelegenen Opernhauses. Ich jedenfalls freue mich schon unheimlich auf meinen nächsten Opernbesuch (am Montag wird  Andrea Chénier in der Staatsoper gespielt) und bin gespannt auf euer Feedback! <3

Kleid: Asos


In freundlicher Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper

4 Comments

  • Antworten Februar 23, 2021

    Ron

    „Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
    Zu ihren Armen hebt sie dich empor…“

  • Antworten August 20, 2017

    Martin

    Liebe Linda,

    ich kann Deinem Post nur zustimmen – Operetten werden immer als altmodisch und langweilig abgehandelt, doch sind Sie zumeist sehr sehenswert!
    Der Beitrag ist schön gestaltet!!

    LG
    Martin

  • Antworten Juli 28, 2017

    Johannes

    Tolle Bilder! Ich glaube, ich sollte auch mehr in die Oper gehen.
    Ich denke, das größte Problem ist, wenn einem der Zugang dazu fehlt, weil vielleicht die Eltern oder das Umfeld einem das nicht gezeigt oder vorgestellt haben.

  • Antworten Juli 27, 2017

    L♥ebe was ist

    liebe Linda,
    ich muss gestehen, dass diese tollen Neuigkeiten bei mir etwas untergegangen sind – liegt aber vermutlich daran, dass ich mich gerade wieder auf Prüfungen vorbereite 😉
    aber das ist echt so klasse!
    früher war ich Dauergast in der Oper – mehr wegen dem Ballett, aber das zählt ja auch 🙂
    deine Outfit-Ideen finde ich richtig klasse und zeigt, dass Oper eben auch modern geht!

    schöne Woche weiterhin,
    ❤ Tina von Liebe was ist
    Liebe was ist auf Instagram

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