How to: Roadcycling #1

Sind wir mal ehrlich: Um mit dem Radfahren anzufangen braucht man eigentlich nur eins: Ein Rad. Und wenn man nicht ganz lebensmüde ist auch einen Helm. Alles andere kommt peu a peu außer du hast deutlich zu viel Geld übrig und/oder wenn du direkt weißt: „Das wird mein Sport“. Zugegebenermaßen: Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass das „dein“ Sport wird – hat man erstmal die Freiheit, das Adrenalin und die Bewegung für sich entdeckt führt eigentlich kein Weg an dem Hobby Rennradfahren vorbei.

Wie bin ich zum Rennradfahren gekommen?

Wie ich eigentlich dazu gekommen bin? Reiner Zufall! Bevor ich das erste Mal auf dem Rad saß, war Rennradfahren für mich ungefähr so interessant wie Golfen: Nämlich gar nicht. Ich habe mich maximal darüber aufgeregt, wenn ich mit dem Auto hinter Radfahrern fahren musste, die mal wieder zu zweit oder dritt auf einer Landstraße gefahren sind (ich mutiere immer noch zu einem schimpfenden Spatzen, wenn ich das bei einer Ausfahrt mitbekomme. Es ist einfach respektlos allen anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber!). Meine Radfahrkarriere hat tatsächlich in Monaco gestartet. Ja, dem Monaco, das eigentlich nur aus Straßen mit Ansteigen besteht. Und auf meiner ersten Ausfahrt (ich saß zuvor noch NIE auf einem Rennrad) bin ich von Monaco über Frankreich nach Italien gefahren – gute Story, ich weiß, aber alles in allem sind das keine 20 Kilometer 😉 

Da ich zu dieser Sportveranstaltung als Fitnessblogger eingeladen war, ist wohl niemand davon ausgegangen, dass mir die Handhabung eines Rennrades nicht bekannt ist. Dass es die Option zwischen klassischem Rennrad und einem E-Bike gab habe ich auch erst später mitbekommen, aber bin im Nachhinein absolut dankbar in kaltes Wasser geworfen worden zu sein. 

Ich bin nur unheimlich froh, dass ich mit normalen Pedalen und Turnschuhen gefahren bin und nicht an den Pedalen „gefangen“ war, denn bereits beim ersten Berg (und es gab davon einige!) versuchte ich verzweifelt runter zu schalten, allerdings ging es nur in eine Richtung! Wer kann schon wissen, dass jede Seite der Schaltung einen großen Hebel hat, der den kleinen umschließt? Exactly – niemand der es nicht weiß (oder nicht fragt). Ich musste also erstmal peinlich berührt, wie ein blutiger Anfänger (der ich auch war) absteigen und hatte das große Glück, dass sich jemand aus der Gruppe erbarmte, anhielt, mir kurz die Schaltung erklärte und mich danach verfluchte. Er hatte nämlich Klickpedale und damit am Berg „anzufahren“ ist alles andere als leicht – sorry an dieser Stelle nochmal hierfür! Ab dem Zeitpunkt lief es dann verhältnismäßig gut, klar, ich habe mich noch super oft verschalten, aber wusste wenigstens, wie ich das wieder korrigieren konnte und kam mit dem Bike immer besser zurecht. 

Das war also meine erste Ausfahrt. Hat sie mich gecatched? Irgendwie ja, aber auch nicht so, dass ich von da an nur noch auf dem Bike sein wollte. Ich kannte auch original null Leute in meinem Bekanntenkreis, die Rennrad fuhren. Exakt ein Jahr später war ich wieder in Monaco, wieder fuhr ich mit einer großen Gruppe die Strecke von Monte Carlo über Frankreich nach Italien, es war eiskalt, hat geschneit und ich hab trotz top Equipment weder meine Füße noch Finger gespürt und war fast nicht mehr in der Lage mich für die Gala, die am Abend statt fand fertig zu machen. Long Story short: Ich brauche wohl erstmal ein richtiges Leidenserlebnis, um mich von etwas mitreißen zu lassen. Zurück in München habe ich mich mit dem Thema Rennradfahren intensiver auseinander gesetzt und beschlossen mir ein Rennrad zu kaufen. Habe mir ein Budget gesetzt (wir könnten einmal alle kurz lachen, das wurde nämlich mit mehr als dem Doppelten gesprengt), habe mich Rennradfahrern in meiner Stadt angenähert und bin dann doch erstmal gar nicht gefahren.

Ich hatte mir – natürlich – Klickpedale gekauft, hatte eine andere Schaltung, als bei dem Rad, auf dem ich das letzte Mal gefahren bin und wusste gar nicht wo man in München fährt. Gut also, dass mein Bianchi Rad in dem klassischen Celeste Ton wenigstens schön im Wohnzimmer aussah. Nachdem das Rad ein paar Monate eingestaubt ist, kam aus dem Nichts eine Anfrage, ob ich nicht Lust hätte auf Mallorca Radzufahren und das ganze filmisch für einen Fluganbieter festzuhalten. Ich? Auf Mallorca Radfahren? Klar, kein Problem! Ob mir diese Einstellung irgendwann noch zum Verhängnis wird? Ziemlich sicher, aber wie auch alle anderen Male bisher: Heute ist nicht dieser Tag! Also, Bike abgestaubt und ein ehemaliges Tinderdate (kein Witz) gefragt, ob er mich mit auf eine Tour nimmt. Ich weiß nicht mehr, wie es zu dieser Konstellation kam, aber ich bin an genau diesem Tag zuvor original noch 20 Kilometer gelaufen, hatte außer Wasser keine Verpflegung dabei und bin auf dem Rad: gestorben. Also fast. Vier Kerle, einer davon übrigens im Profibereich und ich. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mit mir gekämpft habe, mich versucht habe zusammen zu reissen, teilweise den Tränen nahe war, weil ich einfach nicht mehr konnte, Zähne zusammen gebissen habe und trotzdem immer wieder abgerissen bin. Windschatten fahren? Noch nie gehört, noch nie gemacht! Kohlenhydratespeicher auffüllen? Ein halber Riegel von einem der Mitfahrer musste es dann irgendwann tun. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mich entschuldigt habe und auch wenn es sich niemand so wirklich anmerken ließ, ich glaube die komplette Truppe hat mich und vor allem den Kerl gehasst, der mich mit angeschleppt hat. 😀 Irgendwie habe ich die 100 (!!) Kilometer dann durchgestanden und habe an einer nicht mal vier Stunden Ausfahrt so viel gelernt und festgestellt, dass ich es in dem folgenden Artikel „Was ich gerne vorher gewusst hätte“ zusammen fassen werde. 

Übrigens bin ich immer noch ein absoluter Verfechter von „ins kalte Wasser werfen“ und oft möglichst mit Leuten unterwegs zu sein, die besser sind als man selbst: Nur so macht man in kürzester Zeit wirkliche Fortschritte, weil man über seine Grenzen geht und „einfach macht“.

PS. Auf Mallorca ein paar Wochen später habe ich mich zum Glück dann gar nicht so schlecht angestellt und ich bin mir sicher, dass außer dem Mechaniker im Begleitfahrzeug, dem ich ziemlich dumme Fragen gestellt habe, auch niemand wirklich gecheckt habe, wie sehr ich vor kurzem noch Anfänger war 😉 

1 Comment

  • Antworten Juni 28, 2020

    glimrende

    Hallo Linda,
    ich bin Jahre lang überhaupt kein Rad gefahren und nähere mich gerade mit einem geerbten Citybike der Materie an, in dem ich zum Einkaufen fahre. Der erste Versuch war gleich ein Desaster, den auf dem Hinweg musste ich vielleicht fünf Mal treten. Man kann sich ausmalen, wie der Rückweg war… 😀 Und ich bin den Weg schon mehrmals gelaufen, da machen mir die Anstiege nichts aus. Radfahren ist irgendwie ganz anders.

    Deine beiden Blogposts fand ich super interessant. Auch wenn ich wahrscheinlich nie über das Citybike hinauskommen werde 😉

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