How to: Roadcycling #2

Was brauche ich / worauf muss ich achten?

Obligatorisch sind zwei Sachen: Ein Rad und ein Helm. Sich direkt mit einer Profiausrüstung für mehrere tausend Euro auszustatten macht meiner Meinung nach erstmal gar keinen Sinn. Zum Start auf Komfort statt Sportlichkeit zu setzen erspart dem Körper einiges Streß, Verspannungen und ja, auch Wunden. Ich bin beispielsweise erst nach zwei Jahren auf ein sportlicheres Rad (kleinere Rahmengröße, tieferer Vorbau, hohe Felgen an den Laufrädern…) umgestiegen.

Ein Einsteigerrad bekommt man mit etwas Geduld z.B. auch günstig bei Ebay Kleinanzeigen. Wer ein neues Rad bevorzugt kann sich natürlich auch in einem Onlineshop oder Laden umschauen. Es gibt unfassbar viele Marken und Anbieter. Ganz ehrlich: Im Einsteiger(preis)niveau gibt es keine großen Unterschiede und Dinge worauf man unbedingt achten sollte. Da sich diese auch relativ einfach und ohne großen Kostenverlust weiterverkaufen lassen, würde ich unbedingt empfehlen, erstmal ein günstiges Rad zu besorgen, bevor man sich dann wirklich sicher ist, dass man bei dem Sport bleibt. Günstig heißt bei Rennrad übrigens um die 1.000,- Euro: Canyon bietet das Endurance (WMN) AL 7.0 und Cube das Attain Race Disk für knapp 1.000,- an. Bei Rose (Endurance Pro SL) starten die Anfängerbikes bei knapp 1.200-, Euro.

Übrigens kann man Rennradfahren wie alle anderen Sportarten auch einfach mal testen: Vor allem in Urlaubsregionen kann man teils in Hotels, aber auch in extra Bikeläden/verleihstellen Räder leihen und testen. München ist hier leider etwas tricky und google gibt nicht so viel her, deswegen ein paar Insider Tipps: Bikedress verleiht Räder von Pasculli, Bikecenter von Cervelo und Trek, Outside1st verleiht Felt Bikes und Mborg von Orbea.

Wichtig ist vor allem, dass das Rad zum Besitzer passt. Hier geht es vorrangig um die Rahmengröße, Details wie Vorbauhöhe und Länge, Sitzhöhe und Winkel, Position der Klickpedale und so weiter lassen sich im Nachhinein jederzeit noch anpassen. Hier lohnt es sich übrigens unbedingt ein professionelles Bikefitting (ca. 100-400 Euro) zu machen, in dem das Rad via Ausmessen und Computerberechnung perfekt an dich angepasst wird.

Die passende Rahmengröße lässt sich ganz einfach berechnen: Schrittlänge x 0,69. Je nachdem wie komfortabel deine Ausfahrten sein sollen kannst du noch 2 Zentimeter addieren. Je kleiner der Rahmen ist, desto sportlicher die Fahrt. Meine ausgerechnete Rahmengröße wäre übrigens 57, mein erstes Bike war ein 56er Rahmen, mittlerweile fahre ich aber einen 54er Rahmen- einfach weil ich besser damit zurecht komme. Ihr seht also: Reine Berechnungen können einen guten Ansatz geben, mit Erfahrung und Ausprobieren tastet man sich aber dann doch an „sein“ Bike heran.

Rennrad, Cyclocross, Gravelbike? Für den Start kann ein Cyclo- oder Gravelbike auch eine super Alternative sein! Wenn du dein Bike auch für Stadttouren, den Weg zur Arbeit oder Schotterwege fahren willst, macht es sogar sehr viel Sinn! Ich habe für mein Rennrad z.B. Gravelmäntel (also Reifen), die ich je nach Tour auf das Rad gebe. Der Nachteil ist, dass du mehr Kraft brauchst, als „reine“ Rennradfahrer, da Reifen und Rahmen „langsamer“ sind.

Neben Rad und Helm gibt es natürlich noch so einiges, was das Rennradfahren angenehmer, unkomplizierter und sicherer macht:

Eine Radhose: Auch wenn sich viele Anfangs nicht mit dem „Windelfeeling“ anfreunden können, sie macht (vor allem lange) Radfahrten deutlich komfortabler. Eine Radhose muss übrigens so eng sitzen, dass sie nicht verrutschen kann, sonst kann es schnell zu Scheuerstellen kommen

Eine Sonnenbrille: Sie schützt nicht nur vor UV-Strahlung, sondern auch vor kleinen Tieren, Regen oder aufgewirbeltem Dreck der Fahrbahn.

Klickpedale und Rennradschuhe: Beides kauft man übrigens getrennt voneinander und ist meist nicht beim Kauf eines Rennrads (nein, auch nicht die Pedale) dabei. Rennradschuhe sind wie Laufschuhe: Muss man anprobieren und sich wohl darin fühlen. Die Schuhplatten (Cleats), mit denen man sich in das Pedal einklickt, werden dann individuell an dem Schuh festgeschraubt. Welches Klicksystem (Obacht: unterschiedliche Cleats haben unterschiedliche Pedale!) ihr nehmt ist meiner Meinung nach egal. Mein erstes Bike hatte das System von Shimano SPD SL, damit war ich sehr zufrieden, jetzt habe ich das System von Look, da meine Pedale mit integriertem Wattmesser von Garmin eben nur für dieses System gemacht sind. Genauso gut!

Ich habe Freunde, die sich für die Mountainbikevariante entschieden haben, da hier die Cleats nicht außen auf die Sohle angebracht werden, sondern eine Aussparung in der Sohle haben, in denen man die Cleats befestigt. Vorteil ist, dass man auch „normal“ gehen kann, da die Sohle dann ebenmäßig ist. Kann man natürlich auch machen, hier braucht man Mountainbikeschuhe und z.B. die SPD Bindung inkl. Pedalen. Nachteil ist die schlechtere Kraftübertragung.

Trinklasche(nhalter): Ohne Verpflegung längere Touren anzugehen ist nicht besonders schlau. Mindestens eine Wasserflasche (die Halterungen sind leider meist auch extra für wenige Euro zu besorgen) solltest du immer mit dabei haben.

Rennradtrikot: Neben funktionellen Stoffen, die bei sportlichen Aktivitäten immer Sinn machen, haben Rennradoberteile auf dem Rücken Taschen, in denen man Handy, Schlüssel, Riegel und ggf. Ersatzschlauch, Kleinwerkzeug und Luftpumpe verstauen kann.

Radcomputer/Sportuhr: Wer fährt will auch wissen, wie lang er unterwegs ist, wie schnell er war und so weiter: Die meisten Smartwatches können mittlerweile auch Radaktivitäten aufnehmen, ich persönlich habe mir von Anfang an einen Radcomputer am Lenker installiert, damit ich meine Strecke (die gibt es auch mit Navigation), Geschwindigkeit und Zeit im Blick habe.

Welche Ausrüstung hatte/habe ich?

Damit habe ich gestartet:

Mein erstes Rad war ein Sempre Pro von Bianchi mit der Rahmengröße 56 und hat damals etwa 2.400,- Euro gekostet. Ich habe an dem Rad nichts geändert, sondern bin es genau so, wie ich es gekauft habe für 2 Jahre gefahren. Dazu kamen noch Pedale (Shimano), Rennradschuhe (Sidi), Radcomputer (Garmin Edge) Rennradhose (Pearl Izumi), Trikot (Craft), Helm (Giro) und Sonnenbrille (Oakley). Alles in allem hat meine Grundausstattung fast 2.900,- Euro gekostet. Das geht natürlich auch deutlich günstiger! Auch Discounter bieten oft alles rund ums Rad an und die Qualität ist oftmals gar nicht schlecht! Wer aufs Geld achten möchte, sollte auch (vor allem zum Saisonende) online und offline nach Ausverkäufen Ausschau halten.

Das fahre ich aktuell:

Mein Rad ist ein Venge Pro von Specialized, das bei knapp 7.000,- Euro liegt, wenn man es neu kauft. Ich habe es gebraucht gekauft und auch hier alles, bis auf Sattel und Pedale so gelassen, wie es war. Im Gegensatz zu meinem ersten Rad hat dieses eine elektrische Schaltung (einfachere Handhabung, dafür muss diese regelmäßig aufgeladen werden), Scheibenbremse (bessere Funktion beim Bremsen und Bergfahrten), ist deutlich leichter und hat hohe Felgen. Meinen Fahrradcomputer von Garmin habe ich zurück gegeben und gegen den Wahoo elmnt bold getauscht, weil er kleiner, günstiger und für meine Ansprüche absolut genügt. Die Pedale habe ich nur wegen dem zusätzlichen Wattmesser (Garmin Vector) gewechselt und der Sattel wurde mir von einem Radgeschäft empfohlen. Grundsätzlich finde ich den Sattel (Specialized) gut, er ist allerdings so breit, dass das Polster der meisten Radhosen zu schmal ist und ich entsprechend immer Schmerzen an den Sitzbeinhöcker habe. Steht definitiv auf meiner To-Do Liste, mir einen neuen Sattel zu besorgen – wichtig ist mir hierbei, dass er extra für Frauen ist und nicht zu hart ist. Bei der Marke werde ich bleiben.

Mein altes Bianchi habe ich verkauft und habe dann inkl. Radcomputer, Wattmesser und Sattel nochmal ca. 2.000,- drauf bezahlt. (Die Preise erwähne ich übrigens nicht um irgendjemanden zu beeindrucken oder nicht, sondern damit ihr eine ungefähre Vorstellung habt mit welchen Kosten man auf welchem Niveau rechnen kann). Grundsätzlich sind es aber die Beine, die das Tempo machen, nicht das Bike!

Ich mache euch gerne nochmal einen extra Post mit meinen unterschiedlichen Radoutfits, da die Frage aber vorab super oft kam: Welche Radhose kann ich empfehlen: Radhersteller bieten Frauen- sowie Männerhosen an, grundsätzlich macht es Sinn, sich daran zu halten. Frauenhosen sind etwas schmaler geschnitten und sitzen bei Frauen auch besser. Wichtig ist, dass sie passt, also so eng ist, dass die Hose nicht rutscht. Deswegen haben die meisten Radhosen auch Träger. Ergo: Hose, die deinem Geschlecht entspricht mit Trägern.

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